GATT
GATT – Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen
Das **General Agreement on Tariffs and Trade (GATT)**, auf Deutsch **Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen**, ist ein internationales Abkommen, das 1947 mit dem Ziel gegründet wurde, den weltweiten Handel zu fördern und Handelshemmnisse wie Zölle und Quoten abzubauen. Es bildete die Grundlage für das heutige Welthandelssystem und wurde 1995 durch die Welthandelsorganisation (WTO) abgelöst, wobei die Prinzipien des GATT weiterhin eine zentrale Rolle spielen.
Hintergrund und Entstehung
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das GATT Teil der Bemühungen, eine geregelte Weltwirtschaftsordnung zu schaffen. Es wurde am 30. Oktober 1947 von 23 Ländern unterzeichnet und trat am 1. Januar 1948 in Kraft. Ziel war es, Handelskonflikte zu vermeiden und wirtschaftliche Stabilität durch Liberalisierung des Welthandels zu fördern.
Das GATT sollte ursprünglich durch die Internationale Handelsorganisation (International Trade Organization, ITO) ergänzt werden, deren Gründung jedoch scheiterte. Daher übernahm das GATT interimistisch diese Funktionen.
Grundprinzipien des GATT
Das GATT basiert auf mehreren zentralen Prinzipien, die bis heute den internationalen Handel prägen:
1. Meistbegünstigung:
Alle Handelsvorteile, die ein Mitgliedsstaat einem anderen gewährt, müssen auf alle anderen Mitglieder ausgeweitet werden. Dieses Prinzip fördert die Gleichbehandlung im Handel.
2. Inländerbehandlung:
Importierte Waren dürfen nicht schlechter behandelt werden als vergleichbare heimische Produkte, sobald sie in den Markt eingeführt wurden.
3. Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen:
Das GATT forderte eine schrittweise Senkung von Zöllen und die Beseitigung nicht-tarifärer Handelshemmnisse, um den freien Handel zu fördern.
4. Verbot von Handelsdiskriminierung:
Handelspolitische Maßnahmen sollten nicht diskriminierend gegenüber bestimmten Ländern oder Produkten sein.
GATT-Runden
Das GATT war geprägt von mehreren Verhandlungsrunden, in denen die Mitgliedsländer Maßnahmen zur Handelsliberalisierung diskutierten:
1. Genfer Runde (1947):
Erste Zollliberalisierungen unter den Gründungsmitgliedern.
2. Kennedy-Runde (1964–1967):
Senkung von Industriezöllen und erste Schritte zur Regelung nicht-tarifärer Handelshemmnisse.
3. Tokio-Runde (1973–1979):
Abkommen zur Reduzierung von Subventionen und Zöllen sowie Maßnahmen gegen Handelsverzerrungen.
4. Uruguay-Runde (1986–1994):
Wichtigste Verhandlungsrunde, die zur Gründung der WTO führte. Themen wie der Abbau von Agrarsubventionen und der Schutz geistigen Eigentums standen im Fokus.
Stärken und Schwächen des GATT
Stärken:
– Förderung des Welthandels: Das GATT schuf durch Abbau von Handelshemmnissen die Grundlage für ein dynamisches Wachstum des Welthandels.
– Multilateraler Ansatz: Es brachte Staaten zusammen und förderte Kooperation und Dialog.
Schwächen:
– Begrenzte Reichweite: Dienstleistungen und geistiges Eigentum waren nicht Teil des ursprünglichen Abkommens.
– Unzureichende Durchsetzung: Das GATT konnte Regelverstöße nicht effektiv sanktionieren, da es keine starke institutionelle Struktur hatte.
Das GATT und die WTO
1995 wurde das GATT durch die **Welthandelsorganisation (WTO)** ersetzt, die eine umfassendere Struktur für den internationalen Handel bietet. Dennoch bleibt das GATT als Abkommen innerhalb der WTO bestehen und regelt weiterhin den Warenhandel.
Fazit
Das GATT war ein Meilenstein für die Liberalisierung des Welthandels und legte die Grundlage für das heutige globale Handelssystem. Seine Prinzipien wie Meistbegünstigung und Nichtdiskriminierung prägen den internationalen Handel bis heute und sind zentral für das Funktionieren der WTO.