Call-by-Call-Verfahren
Call-by-Call-Verfahren
Das Call-by-Call-Verfahren ist ein Tarifmodell im Telekommunikationssektor, das es Nutzern ermöglicht, bei jedem einzelnen Telefonanruf den Anbieter für die Gesprächsverbindung auszuwählen. Es ist besonders in Ländern wie Deutschland verbreitet und wurde mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes eingeführt, um den Wettbewerb zu fördern und Verbrauchern günstigere Alternativen zur Standardverbindung ihres Hauptanbieters zu bieten.
Definition und Funktionsweise:
Beim Call-by-Call-Verfahren wird vor jeder Telefonnummer eine Sondernetzkennzahl (Vorwahl) eingegeben, die den gewünschten Anbieter für dieses Gespräch auswählt. Die Abrechnung erfolgt entweder direkt über den ausgewählten Anbieter oder über die Telefonrechnung des Hauptanbieters.
Merkmale des Call-by-Call-Verfahrens:
– Providerwahl: Nutzer wählen den Anbieter für jedes Gespräch separat, meist durch die Eingabe einer Vorwahl wie „010xy“.
– Kostenkontrolle: Unterschiedliche Anbieter bieten oft stark variierende Tarife, z. B. für nationale, internationale oder Mobilfunkgespräche.
– Keine Vertragsbindung: Es ist keine langfristige Verpflichtung mit dem gewählten Anbieter notwendig.
– Kompatibilität: Das Verfahren funktioniert in der Regel mit Festnetzanschlüssen, bei Mobilfunk jedoch selten.
Beispiel eines Call-by-Call-Verfahrens:
Ein Kunde mit einem Festnetzanschluss möchte ins Ausland telefonieren. Statt die Verbindung über den Hauptanbieter (z. B. Telekom) herzustellen, wählt er eine günstige Call-by-Call-Nummer (z. B. 01024) und gibt anschließend die internationale Vorwahl sowie die Telefonnummer ein. Der Anbieter rechnet das Gespräch zu seinem Tarif ab.
Vorteile des Call-by-Call-Verfahrens:
– Kosteneinsparung: Nutzer können günstige Tarife für bestimmte Gesprächsziele wählen, insbesondere für internationale Anrufe.
– Flexibilität: Keine Bindung an einen bestimmten Anbieter, da die Wahl bei jedem Anruf neu getroffen werden kann.
– Einfachheit: Die Nutzung erfordert keine speziellen technischen Kenntnisse, nur die Eingabe einer Vorwahl.
– Transparenz: Anbieter veröffentlichen ihre Tarife regelmäßig, was Preisvergleiche erleichtert.
Nachteile des Call-by-Call-Verfahrens:
– Preisschwankungen: Tarife können sich kurzfristig ändern, was eine kontinuierliche Preisüberwachung erfordert.
– Komplexität bei Anbietern: Die Vielzahl an Anbietern und Vorwahlen kann für Nutzer verwirrend sein.
– Intransparente Abrechnung: Manche Anbieter arbeiten mit versteckten Kosten oder setzen hohe Minutenpreise nach einer gewissen Gesprächsdauer an.
– Einschränkungen: Das Verfahren funktioniert häufig nicht mit Voice-over-IP-Anschlüssen (z. B. über Glasfaser) oder Mobilfunkanschlüssen.
Regulierung und Wettbewerb:
Das Call-by-Call-Verfahren wurde in Deutschland 1998 mit der Öffnung des Telekommunikationsmarktes eingeführt. Es dient als Instrument, um den Wettbewerb zu fördern und die Preise für Verbraucher zu senken. Die Bundesnetzagentur überwacht den Markt, um Transparenz und faire Bedingungen sicherzustellen.
Herausforderungen:
– Rückgang der Nutzung: Mit der zunehmenden Verbreitung von Flatrates für Festnetz und Mobilfunk sowie kostenlosen Internet-Kommunikationsdiensten (z. B. WhatsApp, Skype) ist die Relevanz des Call-by-Call-Verfahrens stark zurückgegangen.
– Verbraucheraufklärung: Viele Nutzer sind sich nicht bewusst, wie das Verfahren funktioniert oder welche Anbieter verfügbar sind.
Fazit:
Das Call-by-Call-Verfahren ist eine praktische Möglichkeit, Kosten bei Telefonanrufen zu senken, insbesondere für Nutzer ohne Flatrate oder bei internationalen Gesprächen. Es bietet Flexibilität und fördert den Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt. Aufgrund technischer Entwicklungen und der zunehmenden Verbreitung von Flatrates verliert das Verfahren jedoch an Bedeutung. Für Nutzer, die weiterhin auf klassische Telefonverbindungen setzen, bleibt Call-by-Call eine günstige und unkomplizierte Alternative.